Dekarbonisierte Energiesysteme sind um Dimensionen vielschichtiger als die bisherige Energieversorgung. Dies unterstreicht u.a. die aktuelle Kraftwerksstrategie der Bundesregierung, die neben wasserstofffähigen Kraftwerken ein neues Strommarktdesign mit einem marktorientierten, technologieneutralen Kapazitätsmechanismus verspricht, um der Dynamik des Energiemarktes Rechnung zu tragen. Die Beherrschung vieler und vielfältiger Erzeugungseinheiten an unterschiedlichen Standorten, die massive Vergrößerung der Transportkapazitäten der Energienetze, das Verschmelzen von Produktion und dezentraler Erzeugung, die Verschränkung und Digitalisierung aller Sektoren und die Markteinführung innovativer Techniken in großem Stil werden zur Mammutaufgabe und Zerreißprobe für unsere Gesellschaft. Nur durch die gleichzeitige Bewältigung dieser Herausforderungen wird die Transformation ermöglicht. Das Management der energiewirtschaftlichen Transformationsprojekte ist die zentrale Herausforderung.

860 Milliarden Euro an finanziellen Mehraufwänden kostet die Dekarbonisierungsstrategie Deutschlands bis 2030 im Vergleich zur traditionellen Energieversorgung, also rechnerisch mehr als 10.000,- Euro pro Kopf in Deutschland. So das Ergebnis des Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V. (BDI) „Klimapfade 2.0 – Ein Wirtschaftsprogramm für Klima und Zukunft“¹. Hinzu kommt eine dramatische Veränderungsgeschwindigkeit in allen Bereichen, die mit jedem Monat den Handlungsdruck steigert, wenn Zero Emission nach wie vor bis 2040 in Baden-Württemberg und bis 2045 im Bund, beziehungsweise bis 2050 international, erreicht werden soll.

Wie kann die Energiewirtschaft zusammen mit der Industrie und Politik die großflächig angelegte Transformation meistern und trotz aller Widrigkeiten die damit verbundenen Chancen nutzen? Das werden wir im Fachdialog erörtern.

Bei den FICHTNER Talks 2024 diskutieren wir vor dem Hintergrund der klimawirtschaftlichen und industriepolitischen Debatte die Beiträge der Akteure und deren Verknüpfungen. Fichtner gestaltet dabei den Rahmen für die fachliche Auseinandersetzung und moderiert den Dialog. Unsere Gäste aus allen Infrastrukturbereichen, der Politik und der Wissenschaft bekennen sich zu den Chatham House Rules und gewährleisten damit eine offene und vertrauensvolle Diskussionskultur.

Dr.-Ing. Albrecht Reuter
Wissenschaftlicher Leiter der FICHTNER Talks

_{1) https://bdi.eu/artikel/news/klimapfade-2-0-deutschland-braucht-einen-klima-aufbruch}